Donnerstag
16
März

Hohe UNESCO-Auszeichnung für die Wiener Sängerknaben

Die Ausbildungs- und Chortradition der Wiener Sängerknaben wurde ins Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Österreich aufgenommen
Professor Gerald Wirth, der Präsident der Wiener Sängerknaben, und die Schüler freuen sich. Gerald Wirth dazu: „Es ist eine Ehre, und es freut mich besonders, dass mit dieser Auszeichnung die Ausbildung gewissermaßen geadelt wird. Uns geht es darum, Kinder für das Leben fit zu machen. Wir wollen ihnen etwas mitgeben, mit dem sie die Gesellschaft positiv beeinflussen können – Musik.“ Schulsprecherin Johanna Bichler, 17: „Es ist ein tolles Gefühl, Teil einer solchen Tradition zu sein.” Und Sängerknabe Philipp, 12, fühlt sich geehrt und „ziemlich historisch.”

Die Wurzeln der Wiener Sängerknaben reichen über 500 Jahre zurück. Die  Knaben in der Hofkapelle Kaiser Maximilians musizierten zunächst für den Hof; jeden Tag wurde ein Gottesdienst gesungen. Dieser ursprünglichen Funktion kommen die Wiener Sängerknaben bei den sonntäglichen Messen in der Wiener Hofburgkapelle noch heute nach. Heute gehören Konzerte und Tourneen in alle Welt zum Alltag des Traditionschors, dessen Campus inzwischen um eine Volksschule und ein Oberstufenrealgymnasium erweitert wurde: So ist die Ausbildung auch Mädchen zugänglich.

Die etwa hundert aktiven Wiener Sängerknaben im Alter von zehn bis vierzehn Jahren sind aufgeteilt auf vier gleich große Chöre. Dazu kommen ein Mädchenchor, der Elevenchor der Volksschule, der Kammerchor der Oberstufe und der Chorus Juventus, in dem die 100 Schülerinnern und Schüler des Oberstufenrealgymnasiums singen. Die künstlerische Tradition zeichnet sich durch eine spezielle Ausbildung und die Weitergabe des typischen Chorklangs aus. ??Mit der Verlegung seiner Hofmusik von Innsbruck nach Wien hat Kaiser Maximilian Ende des 15. Jahrhunderts den Grundstein für die lange Tradition der Wiener Sängerknaben gelegt, indem er ausdrücklich befahl, dass sich unter den Musikern sechs Knaben befinden sollten. Seit mehr als einem halben Jahrtausend wird von dem aus den k.u.k. Hofsängerknaben entstandenen Chor die Kunst des Knabengesangs weitergegeben.

Die nötigen Techniken erlernen die Kinder und Jugendlichen in den täglichen Proben. Besonders wichtig ist die Stimmbildung: Je besser jeder Einzelne diese Singtechnik beherrscht, desto mehr von sich kann er oder sie einbringen, desto besser der Chorklang. Jedem der Chöre ist ein Kapellmeister als Dirigent zugeordnet, der das Repertoire einstudiert und die Kinder und Jugendlichen musikalisch bildet: Schülerinnen und Schüler der Wiener Sängerknaben sollen lernen, sich in Musik auszudrücken.

Begleitet wird die Ausbildung von identitätsstiftenden Ritualen, wie der Übergabe der Uniform an die Eleven am Ende der 4. Klasse Volksschule und der feierlichen Verabschiedung.